Ötzi²º - Life. Science. Fiction. Reality.

Vom 1. März 2011 bis zum 13. Januar 2013

Eine Sonderausstellung mit dem Titel "Ötzi²º - Life. Science. Fiction. Reality." im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen: Ötzi wird 20 Jahre alt. Das Südtiroler Archäologiemuseum stellt der Öffentlichkeit die neue Rekonstruktion von Ötzi vor.

Sie beleuchtet die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, umfasst aber auch Kurioses und Absurdes. Wie ein roter Faden schlängelt sich durch die Ausstellung die spannende Frage: Was macht Ötzi mit uns?

Die Sonderausstellung beansprucht die gesamte Ausstellungsfläche des Museumsgebäudes von 1200 m² für sich: Vier Etagen stehen jeweils unter einem der Themen life, science, fiction und reality und umfassen die gesamte Bandbreite von Ötzis Entdeckung, seinen Lebensumständen, den Forschungsergebnissen, der Medienrealität sowie der Fiktionen und Fragen, die um Ötzi herum entstanden sind.

  • Life: 20 Jahre Mediengeschehen
  • Reality: Ein Leben in der Kupferzeit
  • Science: Die neuesten Forschungsergebnisse
  • Fiction: Kurioses rund um die Gestalt von Ötzi

Interaktive Stationen und der Einsatz von Filmen, Interviews, Hands-on garantieren eine spannende und unterhaltsame Wissensvermittlung. Jedes Stockwerk präsentiert sich in einem eigenen, vom Thema inspirierten Design und Material und gewährt neue Perspektiven von Ein- und Durchsichten.

Zur Ausstellungseröffnung von Ötzi²º stellt das Südtiroler Archäologiemuseum der Öffentlichkeit eine neue Rekonstruktion von Ötzi vor, die auf anatomische 3D-Aufnahmen des Schädels basiert. Zwei renommierte Experten aus den Niederlanden, Alfons und Adrie Kennis, die bereits dem Neandertaler ein Gesicht gaben, arbeiten bereits daran. Das neue Gesicht und die neue Gestalt von Ötzi lösen das bisherige öffentliche Bild vom Mann aus dem Eis ab.

Die britische Künstlerin Marilène Oliver zeigt in der Sonderausstellung eine Installation aus dem Jahr 2007, die mit der Vielschichtigkeit der Mumie spielt. Mit "Ötzi: Frozen, Scanned and Plotted" (auch "Iceman" genannt) hat Oliver den CT-Scan des Leichnams aus dem Eis in Bildpunkte übersetzt, die sie in Acrylscheiben Schicht für Schicht gebohrt und anschließend zu einem Block zusammengefügt hat.

Medienberichte der ersten Stunde, die auf eine räumlich-grafische Gletscherlandschaft projiziert werden, entführen die Besucherinnen und Besucher im Hochparterre (Life) in die aufregende und hektische Zeit der Entdeckung. Interviews mit Personen, die direkt an der Auffindung beteiligt waren, vermitteln ein lebendiges Bild der damals herrschenden Euphorie rund um Ötzi. Episodisch werden die ersten Tage nach der Entdeckung und die damit zusammenhängenden Interpretationen in Bezug auf die Herkunft und das Alter der Mumie dargestellt.

Im Treppenhaus begleitet ein grafisches Mobile mit einer Auswahl von über hundert Bezeichnungen die Besucherinnen und Besucher in das nächste Stockwerk: Mit diesen Namen wurde die Mumie vom Tisenjoch in der ersten Zeit von den Medien bedacht.

Für die Sonderausstellung wurde die erste Etage (Reality) mit dem Mann aus dem Eis und seinen Beifunden in eine Schnee- und Eislandschaft verwandelt. Die Inhalte wurden mit Rücksicht auf die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse überarbeitet, um die Einzigartigkeit der Objekte zu unterstreichen und die Aufmerksamkeit der Besucherinnen und Besucher bewusst auf Details der einzelnen Fundstücke zu lenken. Erstmals wird auch die aufwändige Konservierungstechnologie der Mumie und ihrer Beifunde gezeigt. Die Besucherinnen und Besucher wirken aktiv mit, können die Kälte der Kühlzelle fühlen oder die Technik der Vitrinen inspizieren.

Der Aktivbereich "Discovery Room" widmet sich verschiedenen Materialien und lädt zum Experimentieren und Ausprobieren ein: Wer schafft es Ötzis Birkenrindengefäß zusammenzusetzen? Wie lassen sich aus Bast Schnüre herstellen? Wie fühlt es sich an, Ötzis Fellmantel zu tragen?

Das Habitat im alpinen Raum während der Kupferzeit wird in der zweiten Etage (Science) des Archäologiemuseums lebendig erzählt und durch wichtige Fundstücke aus dem Alpenraum und einen eigens angelegten kupferzeitlichen Acker ergänzt. - Was hat der Mensch in der Kupferzeit angebaut? Wie wurden die Felder bearbeitet? Was stand auf einem kupferzeitlichen Speiseplan? Wie hat ein kupferzeitliches Dorf ausgesehen?

Im weiteren Verlauf der Ausstellung haben die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit die Methoden und die Arbeitsprozesse von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Nähe kennen zu lernen und in einer interaktiven multimedialen Station sogar selbst Untersuchungen an der Mumie durchzuführen. Über einen Touchscreen öffnet sich der virtuelle Körper der Mumie - medizinisch auffällige Eigenheiten können selbst entdeckt und studiert werden. Mikroskope ermöglichen zudem einen Einblick in Ötzis Knochenstruktur, die dafür verwendet wurde, sein Lebensalter zu bestimmen. Unter anderem anhand von Objekten und Geräten, die bei den Untersuchungen Verwendung fanden, werden verschiedenste wissenschaftliche Untersuchungsmethoden aufgezeigt.

Die Südtiroler Fotokünstlerin Brigitte Niedermair ist europaweit auf die Suche nach dem "Bild von Ötzi" gegangen, das sich Ausstellungsmacher von ihm schaffen. Ihre Fotografien im Großformat halten zahlreiche Ötzi-Rekonstruktionen in verschiedensten Kontexten und Interpretationsfacetten fest. Sie nennt die lebensgroßen Männer aus dem Eis "Tableau Vivant". Diese außergewöhnliche Gegenüberstellung von fünf Ötzis lässt einen interessanten Einblick in die Interpretationsvielfalt von historischem Material zu.

Im dritten Obergeschoss (Fiction) besteht die Möglichkeit, Einblick in die Archive der Universität Innsbruck und des Archäologiemuseums Bozen zu gewähren und die zahlreichen außergewöhnlichen - nicht selten kuriosen - Briefe, Medienberichte, Dokumente und Bücher im Umfeld der Funde des Eismannes zu präsentieren. Es ist dies eine Auswahl von den in den letzten zwanzig Jahren bei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und im Museum eingelangten Zusendungen. Neben Ötzis Leben in der Kupferzeit interessiert die Menschen auch seine Existenz heute: Wer entscheidet über ihn? Wie viel ist er wert? Wie kam er nach Bozen? - Die Ausstellung gibt auf viele der immer wieder gestellten Fragen ausführlich Auskunft.

Eine künstlerische Interpretation der zahlreichen filmischen Rekonstruktionsversuche gibt schließlich augenzwinkernd und überraschend einen Eindruck, wie sich heutige Medienleute Ötzis Leben vorstellen.

Am 18. September 2011 wird bis in die frühen Morgenstunden des 19. September - dem Tag der Auffindung des Mannes aus dem Eis - das große Ötzi-Geburtstagsfest gefeiert.